Der Eibsee. Im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen und Fotografen aus aller Welt liegt der Eibsee dagegen im Winter einsam unterhalb der Zugspitze. Ich war im späten Frühjahr schon einmal an einem bekannten Fotospot am Eibsee um dort Aufnahmen bei Vollmond und Sonnenaufgang zu machen (die Bilder findet Ihr in der Galerie). Im Frühjahr konnte man jedoch nicht wirklich von „einsam“ im Bezug auf den Eibsee reden. Ich kam damals um 3 Uhr in der Früh am See an und lief zum ersten Spot, dem bekannten Kiefernzweig am Ufer mit Blick auf die Sasseninsel und die Zugspitze. Ich war kaum dort angekommen, kam eine Frau vorbei, die mit Ihrem Hund Gassi ging… Um 3 Uhr 30 in der Früh! Ich baute in Ruhe meine Kamera auf und begann mit den ersten Aufnahmen. Der Himmel war klar, der Vollmond neigte sich dem Untergang zu und der See lag ganz ruhig vor mir, so dass sich die Zugspitze in ihm spiegelte. Mit der Ruhe war es dann aber doch recht schnell vorbei. Um 4 Uhr 30 kam ein weiterer Fotograf an meinen Spot, der, was leider nicht zu überhören war, wohl eine stärkere Erkältung hatte. Man konnte ihn bereits mehrere hundert Meter vorher an Schnief- und Hustgeräuschen vernehmen, was der Ruhe nicht unbedingt gut tat. Er baute seine Kamera auf, nießte, hustete und kam dann, während seine Kamera im Bildserienmodus automatisch vor sich dahin knipste, auf die Idee, er müsse jetzt baden gehen. Um 4 Uhr 45 in der Früh bei 8 Grad Lufttemperatur und 11 Grad Wassertemperatur. Ich geriet etwas in Panik, da die perfekte Spiegelung durch einen Schwimmer natürlich hinüber und die Sonne noch nicht aufgegangen war. Er überlegte es sich jedoch nochmal anders und zog sich wieder an, so dass man in „Ruhe“ auf den Sonnenaufgang warten konnte. Ruhe? Nicht am Eibsee im Frühjahr! Pünktlich zum Sonnenaufgang stapelten sich plötzlich ein Dutzend Fotografen und knipsten fröhlich drauf los. Das war es mit der Ruhe! Ich machte meine Aufnahmen, packte zusammen und ging zurück zum Auto, welches ich ca. 1 km vor dem eigentlichen Parkplatz abgestellt hatte.

Mitte November beschloss ich nochmals zum Eibsee zu fahren, diesmal jedoch um Nachtaufnahmen zu schießen. Ich war durch mein Erlebnis im Frühjahr bereits vorgewarnt, dass ich wohl nicht alleine dort sein würde. Nach 2,5 Stunden Anfahrt (München ist ab 18 Uhr ein einziges Verkehrschaos) kam ich um kurz vor 20 Uhr 30 endlich am Parkplatz an. Ich konnte direkt am Hotel Eibsee auf dem gebührenpflichtigen Parkplatz parken. Ich war alleine. Ganz allein. Ok, das muss am See erst mal so bleiben. Dieses Mal entschied ich mich zu einem Fotospot zu laufen, der etwas weiter hinten am See liegt, praktisch auf der gegenüberliegenden Seite vom Hotel. Ich machte mich auf den Weg, denn der Parkplatz war nur bis 22 Uhr geöffnet. Ich lief 30 Minuten durch den Wald um den See, keine Menschenseele, keine Fotografen, nur ein paar Rehe, die sich vor mir genauso erschrocken haben, wie ich mich vor ihnen. Um 21 Uhr war ich endlich am Spot und baute die Kamera auf. Immer noch keine Menschenseele. Perfekt! Ich machte meine Aufnahmen für Himmel, Hauptmotiv und Vordergrund und musste um halb 10 wieder zusammenpacken um rechtzeitig zum Auto zu kommen.
Nach einer guten halben Stunde zu Fuß kam ich kurz nach 22 Uhr endlich am Auto an, ohne auch nur einen anderen Menschen zu sehen. DAS war Ruhe! Ich konnte zufrieden nach Hause fahren. Insgesamt war ich 4,5 Stunden mit dem PKW und 1 Stunde zu Fuß unterwegs um dieses eine Bild zu schießen. Und das unterm Strich in aller Ruhe, nur die Sterne sahen zu und vielleicht die Rehe, denen ich begegnet bin. Ein gelungener Fotoausflug, den ich diesen Winter mit Sicherheit nochmal wiederholen werde.

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